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„Stressfrei segeln“ von Duncan Wells – für Einhandsegler und kleine Crews

von Y8SEGLER

Segeln ist Teamsport. Was aber tun, wenn man alleine an Bord ist oder mit kleiner Crew segelt? Duncan Wells liefert in seinem Buch „Stressfrei segeln“ pragmatische und praxisorientierte Antworten.

Wer das Buch „Stressfrei segeln“ von Duncan Wells in nur einem Satz zusammenfassen möchte, braucht sich dafür nur des Untertitels zu bedienen: „Perfekte Manöver für Einhandsegler und kleine Crews“. Das behandeln zumindest einige der zentralen Kapitel des Buches, deren Überschriften wiederum klar benennen, worum es geht:

  • Von einem Liegeplatz ablegen (Kapitel 3)
  • An einem Liegeplatz anlegen (Kapitel 4)
  • An einer Boje an- und ablegen (Kapitel 6)

Hier zeigt Wells mit Hilfe zahlreicher Fotos und Illustrationen, wie man die notwendigen Manöver alleine oder mit nur einem zweiten Paar Hände sicher und effektiv ausführen kann. Dabei werden verschiedenste Situationen durchgespielt. Beim Ablegen beispielsweise rückwärts aus der Box, vorwärts aus der Box, oder aber längsseits ablegen bei wenig Platz. Beim Anlegen sogar noch detaillierter: Bug voraus oder Heck voraus, jeweils unter normalen oder erschwerten Bedingungen; Box mit Dalben; Im Päckchen; Römisch-katholisch anlegen; und schließlich kurze Fingerstege und Bügel statt Klampen. Das dabei vermittelte Wissen macht dieses Buch zweifellos schon zu einem besonderen.

Leider werden die anderen Kapitel nicht ganz dem Untertitel gerecht. Abgesehen von einer Einführung geht es in ihnen um:

  • Ordnung und Fertigkeiten, wie Tauwerk, Belegen, Vertäuen, Knoten, Bootshaken (Kapitel 2)
  • Segeltrimm und Handling, beidrehen und reffen (Kapitel 5)
  • Ankern (Kapitel 7)
  • eine kleine Wetterkunde (Kapitel 8)
  • Tipps zum Schwerwettersegeln (Kapitel 9)
  • Navigation (Kapitel 10), und schließlich
  • Mensch-über-Bord-Manöver (Kapitel 11)
"Stressfrei segeln" von Duncan Wells - Cover des Buches

„Stressfrei segeln“ von Duncan Wells

Wie auch die anderen Kapitel sind diese sehr praxisorientiert gestaltet und reich illustriert. Es geht aber allenfalls am Rand um spezifische Tipps oder Fertigkeiten für Einhandsegler oder kleine Crews. Stattdessen meist um Wissen, das nicht nur jeden Segler betrifft, sondern oft auch bereits in der Ausbildung zu den Sportbootführerscheinen oder zahlreichen anderen Büchern vermittelt wird. Eine stärkere Ausrichtung auf die Aspekte des Einhandsegelns wäre hier wünschenswert gewesen.

Nichtsdestotrotz ist Wells‘ Buch für angehende Einhandsegler empfehlenswert. Es ist in einem lockeren Ton geschrieben, gibt pragmatische und praxisorientierte Hinweise, und ist auch in den Passagen, deren Inhalt schon geläufig ist, nie langweilig.

Und falls ihr euch jetzt fragt, warum ihr euch überhaupt mit Einhandsegeln beschäftigen solltet, ist hier Duncan Wells‘ Antwort: „Jedem, der sich ernsthaft dem Segeln verschrieben hat, rate ich Einhand-Praktiken zu üben, denn so sicher, wie das Amen in der Kirche ist, wird man sich eines Tages allein an Bord befinden. Das kann gleich zu Anfang sein, nachdem man die gesamte Familie vergrault hat oder erst später, wenn auch der letzte Angehörige beginnt, Entschuldigungen vorzuschieben. (…) Als Vater von zwei Töchtern kann ich nur sagen, dass der entscheidende Tag derjenige war, an dem ich ein Paar ungewohnt großer Turnschuhe vor der Tür entdeckte. Dagegen kann Segeln kaum ankommen.“

Duncan Wells: „Stressfrei segeln“. Delius Klasing, Bielefeld 2020 (4. Auflage). 160 S., Taschenbuch, 22,90 Euro.

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