Das Segelrevier Sardinien ist vor allem für die Costa Smeralda bekannt. Dabei hat die zweitgrößte Insel des Mittelmeeres noch einige andere schöne Ecken zu bieten.
Vorneweg: Unsere Hinweise können keinen Revierführer ersetzen. Vielmehr wollen wir einen kurzen Überblick über das jeweilige Revier geben, mit einem Fokus auf die seglerischen Aspekte.
Ihr könnt mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses direkt zu den Abschnitten springen, die euch besonders interessieren:
• Kurzzusammenfassung
• Land und Leute
• Klima und Wetter
• Gezeiten und Strömungen
• Häfen und Marinas
• Revierempfehlungen und Impressionen
Kurzzusammenfassung
Sardinien ist unter Seglern vor allem für seinen Nordosten bekannt, mit der Costa Smeralda und dem Maddalena-Archipel. Zugegebenermaßen gehört dieser Teil Sardiniens zu den schönsten Segelrevieren des Mittelmeeres und ist dazu noch für Anfänger bestens geeignet. Aber er ist vor allem in der Hochsaison auch teuer und überlaufen. Dabei hat die zweitgrößte Insel des Mittelmeeres noch einige andere schöne Ecken zu bieten. Vor allem der Nordwesten und der gesamte Süden sind nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern haben auch genügend Häfen vorzuweisen. Ersteres gilt zwar auch für die langgezogenen Ost- und Westküsten der Insel, letzteres ist dort aber nicht der Fall. Gerade die Westküste ist wegen der Mistral-Gefahr und häufig höherer Dünung oder höherem Seegang durch die vorherrschenden Westwinde eher etwas für erfahrenere Segler. Aber auch die Ostküste ist wegen der weiten Distanzen zwischen den Häfen nicht zu unterschätzen.
Land und Leute
Obwohl Sardinien im Laufe seiner Geschichte immer wieder von wechselnden Völkern besiedelt oder beherrscht wurde, haben seine Bewohner immer ihre Eigenständigkeit bewahrt. Bis heute fühlen sich viele zunächst als Sarden, die neben Italienisch ihre eigene Sprache, das Sardische, sprechen. Das wird auch vom italienischen Staat anerkannt, der Sardinien ein Sonderstatut als autonome Region gewährt. Es ist übrigens nicht unüblich, als Gastlandflagge mindestens zusätzlich die sardische zu setzen.
Landschaftlich, kulturell und kulinarisch hat die Insel einiges zu bieten. Sardinien ist in weiten Teilen hügelig oder gebirgig, wobei die höchsten Berge im zentralen Gennargentu-Gebirge über 1800 Meter hoch werden. Einzig zwischen der Hauptstadt Cagliari im Süden und Oristano in der Mitte der Westküste erstreckt sich eine große Tiefebene. Ob Strand, Küste oder Berge: an Naturschönheiten ist Sardinien reich gesegnet. An anderen Sehenswürdigkeiten weniger, zumindest im Vergleich mit anderen Segelrevieren im Mittelmeer. Die Altstädte von Cagliari, Alghero, Sassari, Bosa und Carloforte sind aber genauso sehenswert wie zahlreiche Zeugnisse der bronzezeitlichen Nuraghenkultur, die sowohl in Ausgrabungsstätten im Landesinneren wie auch im archäologischen Museum in Cagliari bewundert werden können. Auch die Küche der gastfreundlichen Sarden sollte nicht unerwähnt bleiben. Sowohl die landestypischen Speisen, wie beispielsweise Culurgiones, als auch der Wein der Insel sind es wert, probiert zu werden.
Klima und Wetter
Das Klima im Segelrevier Sardinien ist mittelmeertypisch, mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchten Wintern. Generell kommt der vorherrschende Wind während der Segelsaison in den meisten Küstengebieten aus Nordwest. Im Norden ist dabei der Düseneffekt der Meerenge zwischen Korsika und Sardinien zu beachten, der den Wind um zwei bis drei Beaufort verstärken kann. Im Osten kann es wegen der hohen Gebirge zu Fallböen kommen, so dass man besser zwei bis drei Seemeilen vor der Küste segelt, um ihnen zu entgehen. Im Süden sind neben dem Nordwest auch Winde aus Südwest häufig. Das gilt insbesondere für die vorgelagerten Inseln im Südwesten und den Golf von Cagliari. Vom Mistral geht insbesondere an der Nord- und Westküste die größte Starkwindgefahr aus. Im Hochsommer sind die vorherrschenden Winde zuweilen sehr schwach und von thermischen Winden überlagert.
Gezeiten und Strömungen
Gezeiten spielen im Segelrevier Sardinien keine nennenswerte Rolle. Ebensowenig Strömungen, mit Ausnahme der Straße von Bonifacio, wo bei starkem Wind ein Strom bis zu drei Knoten auftritt.
Häfen und Marinas
Auf Sardinien gibt es sowohl im Norden wie im Süden – anders als an der Ost- und Westküste – eine gut ausgebaute nautische Infrastruktur mit zahlreichen, gut ausgestatteten Häfen und Marinas, in denen man in der Regel bei jeder Wetterlage Schutz findet. Die meisten verfügen über eine ausreichende Anzahl an Gastliegeplätzen. In der Hochsaison empfiehlt es sich jedoch, insbesondere im Nordosten, Liegeplätze zu reservieren. Bei einigen Marinas lassen leider die sanitären Einrichtungen zu wünschen übrig. Für die Ost- und Westküsten empfiehlt sich sorgfältige Routenplanung.
Revierempfehlungen und Impressionen
Die meisten Charterbasen befinden sich, wenig verwunderlich, im Nordosten Sardiniens, mit Olbia als nächstem Flughafen. Das Revier um die Costa Smeralda und das Maddalena-Archipel ist zu Recht sehr beliebt und zweifellos zu empfehlen. Darüber hinaus gibt es aber eine Menge anderer Orte, die für uns zu den schönsten Buchten oder Häfen im Segelrevier Sardinien zählen. Im Uhrzeigersinn, ausgehend von der Costa Smeralda, die wichtigsten:
• Isola Tavolara
• Santa Maria Navarresse
• Capo Carbonara mit Villasimius als zentraler Marina
• Cagliari
• Porto Teulada (auch wenn diese Marina mitten im Nichts liegt)
• Isola di San Pietro mit Carloforte
• Isola di San Antioco
• Capo San Marco
• Alghero
Innerhalb von zwei Wochen kann man Sardinien umrunden, wenn man eher sportlich segelt. Zu empfehlen wäre es aber, sich dafür drei Wochen Zeit zu nehmen.
Wer den Süden der Insel mit einem Charterboot erkunden möchte, findet in Cagliari ein entsprechendes Angebot. Dort befindet sich auch der größte Flughafen Sardiniens.